Digitalisierung. New Work. Experience
Digitalisierung ist ganz sicher Eines – nicht einfach
Veränderungen kommen nicht immer gut an. Vor allem die – oft langjährigen – Mitarbeiter, die von und mit unnötig komplexen Prozessen gelebt haben, werden ganz sicher die Letzten sein, die die Digitalisierung mit Begeisterung begrüßen.
Wer andere Erwartungen hat oder weckt, der ist entweder unwissend oder unseriös.
Glaubt man Instragram & Co., ist all das, was wir unter „New Work“ verstehen, eine hippe Houseparty.
In dieser „Welt“ trägt Home-Office zu mehr Motivation der Mitarbeiter bei. Da gibt es die besten agilen Methoden, die Kaffemaschine wird nur noch über Alexa gesteuert und die Menschen sprechen hier gar nicht mehr miteinander. Wozu auch? Dafür gibt es schließlich ein Chat-System mit vielen Emoji-Icons. Ja, in dieser Welt scheinen alle wirklich sehr, sehr glücklich zu sein.
Eines bin ich mir aber sehr sicher – die Unternehmen, die sich eine Paradies-Digitalisierung als Scheinwirklichkeit aufbauen und die Lösung aller Probleme in dieser bunten Welt suchen, werden in einigen Jahren ein böses Erwachen erleben.
Liebe Konzerne und Mittelständler: Steht zu der Wirklichkeit! Lasst wirkliche Diversität und nicht nur ein paar mega coole Corporate Influencer für euch sprechen! Steht zu der Vergangenheit und seid stolz. Seid selbstbewusst und lauft nicht jeder Anforderung der neuen Generation nach.
In Wirklichkeit will kein Mensch zum Teil einer seelenlose Maschinerie werden, die Aufgaben zuteilt und im schlimmsten Fall das Arbeitstempo vorgibt und kontrolliert. Charlie Chaplin lässt grüßen.
Vor allem kleineren und mittleren KMUs mit bis zu 200 Mitarbeitern, die seit ca. 30 bis 40 Jahren auf dem Markt aktiv sind, bereitet die Digitalisierung schlaflose Nächte. Veraltete Datenbanken, historisch zusammengewachsene Prozesse, individuell angepasste Tools und Schnittstellen, anstatt bewährter Standards, das Fehlen von Fachpersonal – vor allem aber veraltete und zentrierte Führungsstrukturen – erschweren hier die Digitalisierung. Das Change-Management bei der Digitalisierung scheitert nicht selten an dem, was diese Unternehmen in den vergangenen Jahre stark gemacht hat.
Bevor solche Unternehmen an Digitalisierung denken, muss das Verständnis hierfür in den Köpfen aller Mitarbeiter verankert werden.
Anschließend ist es, für den Erfolg des „Change“ entscheidend, alle relevanten Prozesse visuell abzubilden, zu hinterfragen und – noch im Vorfeld der Digitalisierung dieser – zu optimieren. Betritt ein Unternehmen mit historisch zusammengewachsenen und häufig unnötig komplexen Prozessen die Welt der Digitalisierung, wird es im schlimmsten Fall etliche Jahre dauern, bis die gewünschen Effekte erzielt werden.
Daher nein, Digitalisierung ist ganz sicher keine hippe Party
Und nein, wer an Digitalisierung denkt und diese umsetzt, wird nicht immer Begeisterung hervorrufen.
Dass der Handel in Deutschland eine digitale Zukunft hat, ist unbestreitbar.
Fakt ist aber auch, dass die digitale Revolution oder viel mehr die Evolution über den Handel hinwegfegt. Wie immer in der Geschichte wird diese Opfer fordern und nur die stärksten Unternehmen überleben bzw die, die sich an die „neue Welt“ anpassen können.